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Ich stand auf dem Vorplatz der großen Kirche, mein Oberkörper zu ihr hin gewand. Mein Kopf lag im Nacken und ich blickte hinauf zu den hohen alten türmen und den Gargeulen die auf ihnen Wache hielten.
Meine großen weißen Flügel waren aufgespannt, die Federn bewegten sich in einem leichten Luftzug. An meinem rechten Flügel waren Bandagen befestigt so gut das an einem Flügel eben ging. Die weißen blau leuchtenden Federn waren matt und schimmerten rot.
Ich hatte meinen grauen Mantel an, die große Kapuze lag über meinem Kopf so dass mein Gesicht im Schatten verborgen lag. Vorne war der Mantel offen, man sah die roten Schnitte die ein mal zu Narben werden würden. Ich humpelte leicht aber gerade stand ich einfach still da, die Arme hingen an meinem Körper herunter.
Gab es einen Gott? , diese Frage war fest verknüpft mit unserer Existenz aber die ehrliche Antwort war, ich wusste es so wenig wie sie.
Hätte man mich jetzt in diesem Augenblick gefragt, hätte ich mit nein geantwortet. Alle die ich liebte waren tot oder verschwunden und mein Mentor war ihnen vor ein paar Tagen gefolgt. Nun stand ich hier, hatte ebenso zumindest für kurze Zeit den letzten Sinn meiner Existenz verloren. Ich durfte nicht mehr kämpfen bis alles geheilt war und mein Flügel sah schlecht aus.

Grummelnd trat ich gegen einen lose herum liegenden Stein, so dass dieser leise polternd über den Boden kullerte. Meine Flügel hatte ich weit ausgestreckt. So dass sie bei jedem meiner wütenden Schritte erbebbten. Misch dich nicht in das Liebesgeschäft ein! äffte ich genervt die Worte meines Bruders nach. Als ob er schon der allwissende Ober-Guru ist!! Mein Blick war auf den Boden vor mir gerichtet, so dass ich nicht merkte, dass mir eine Person im Weg stand. Zumindest nicht bis zu dem Moment, in welchem ich gegen diese prallte und aufknurrend aufsah. Was zum..!? Ich sprang einen Satz zurück, flatterte einen Moment hilflos mit den Flügeln ehe ich doch mit dem Po voran zu Boden ging. Autsch..

Mein Kopf lag noch in meinem Nacken, die Augen geschlossen war mein Gesicht gen Himmel gerichtet.
Ich war müde, nicht nur körperlich oder weil ich zu wenig geschlafen hatte.
Alle Verluste hatten mich müde gemacht und ich wusste nicht recht was ich jetzt tun sollte.
Mein nutzlose Flügel hing etwas weiter unten als der andere, es kostete Kraft ihn aufrecht zu halten.
Während ich im Selbstmittleid vertieft war hatte ich alles andere um mich herum ausgeblendet. Das war ein Fehler denn so traf mich etwas unvorbereitet im Rücken, mein verletzter Flügel wurde zusammen gestaucht als ich nach vorne taumelte.
Knurren sprang ich herum und kniff so fest ich konnte meinen Kiefer zusammen. Der Schmerz war so heftig, dass ich kurz keine Luft bekam. Hätte das etwas mich umbringen wollen, hätte es dies geschafft aber es war nur ein anderer Engel. Der verletzte Flügel hing schlaff herunter während der andere blau aufleuchtete und sich ein Stück erhob. Meine Augen strahlten blau, während ich nun beobachtet wer mich gerammt hatte. Mein Atem ging flach, die leichte Neigung meines Oberkörpers nach vorne deutete an dass ich Schmerzen hatte. Sonst zeigte ich es nicht, Ja autsch. Das kann ich so zurück geben, pass doch auf . Sagte ich missmutig und stieß die Luft aus um den Rest Schmerz zu entfernen.

Timo blinzelte seinen Gegenüber an und wollte bereits zu einer patzigen Antwort ansetzen, als ihm der nackte Oberkörper des anderen Engels auffiel. Sofort begann es an seinem Nacken zu kribbeln und ein lustvoller Schauer durchzog den Körper des jungen Engels. Muss der hier so rum stehen!? Timo hielt sich eine Hand vor Mund und Nase, um den kleinen Blutrinnsal zu verbergen, welcher eindeutig nicht vom Zusammenprall stammte. Es dauerte einen Moment, bis Timo seine Stimme wieder fand, welche durch die vorgehaltene Hand gedämpft klang. Was stehst du auch wie ein gerupftes Huhn in der Landschaft herum? Damit erhob Timo sich, klappte sicherheitshalber die Flügel ein um nicht wieder um zu fallen. Noch immer behielt er die Hand vor Nase und Mund gehalten, während wieder und wieder Wellen der Erregung in durch strömten, wie heiße Lava. Timo versuchte seinen Fokus auf Eros Verletzungen zu legen, was es nicht wirklich besser machte.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und runzelte die Stirn. Ich kannte ihn nicht und seine Körperhaltung verwirrte mich. Meinen Schmerz ignorierend richtete ich meinen Oberkörper auf. Ich stand nun aufrecht da, ich war groß. Die langen krustigen Schnitte über meiner Brust sahen aus wie Peitschenhiebe und ein paar davon waren tatsächlich durch Dämonen Peitschen entstanden. Der Schmerz den die Wunde mir brachten tat gut, er durchbrach die Taubheit und ließ mich weiter machen. Das war der einzige Grund weshalb ich nicht schon alles geheilt hatte. Gerupftes Huhn? , meine Augen waren langsam wieder braun geworden nach dem ersten Schrecken und leuchteten nun erneut blau auf. Wut loderte in meinem Blick und meine Hände krampften sich zu Fäusten, wer glaubte er denn bitte zu sein. Er wusste nichts von mir . Was bildest du dir ein?. Auch wenn es dich eigentlich nichts an geht ich denke nach . Nur langsam zog sich der Engel zurück und meine Augen wurden erneut braun. So waren sie sanfter, sahen netter aus. Mein Engel war auch nett, so war es nicht aber er war ebenso aufbrausend und kam oft an die Oberfläche wenn ich wütend war und dann war er alles andere als nett.
Langsam glitt mein Blick über mein Gegenüber, ich versuchte ihn genau zu analysieren und ließ mir Zeit dabei.

Timo wollte schon fast erleichtert die Hand vom Gesicht weg ziehen, als sein gegenüber sich nahezu aufplusterte und somit Timo eine Angriffsfläche für Schabernack bot. Aber nein! Der Typ musste ja seine Arme verschränken und somit das Spiel von Brust und Armmuskulatur betonen. Nun rann tatsächlich etwas Blut zwischen den vorgehaltenen Fingern hindurch. Timo bemühte sich eisern seine Fassung wieder zu erlangen. Sagte ich Huhn? Nun grade wohl eher wie ein zerrufter Pfau! Es klang nun wesentlich gedämpfter, auch fehlten Kraft und det sonst so neckische Schalk in den Worten. Verletzungen..Fokus auf die Verletzungen..na los! Timo hob seine freie Hand, welche bald von einer warmen Lichtaura geben wurde und patschte dann ohne groß um Erlaubnis zu fragen, diese auf Eros Bauch, knapp unter die verschränkten Arme. Fokus, Fokus! Timo bemühte sich darum seine heilende Magie strömen zu lassen, was nicht einfach war, da sein Körper immer erregt er wurde. Ich warne dich da unten, gib Ruhe!

Damit hatte ich nicht gerechnet und wieder schaffte ich es nicht auszuweichen. Guter Kreuzritter bist du, knurrte die Engelshälfte in mir ohne Worte zu benutzen. Es war mehr ein Gefühl, eine Wut auf mich selbst. Aber mein Gefühl wurde von einem anderen überlagert. Ich war so abgelenkt gewesen, dass meine Magie nicht geblockt war. Ich musste aktive Schilde erzeugen und jetzt strömten sie Gefühle des anderen Engel mit voller Wucht in mich hinein.
Meine Hose spannte und meine Haut wurde heiß, während die leichten Schmerzen der Heilmagie die heftigsten der Wunden überdecketen. Ich konnte mich nicht bewegen, wo seine Haut meine berührte brannte es und über meinen Armen lag eine Gänsehaut. Der Wunsch der in meinem Kopf auftauchte, ihn ebenso zu berühren war nicht meiner. Aber ich musste mich zusammen reißen und ruhig atmen um den rationalen Gedanken an der Oberfläche zu halten.
Die Wunden an der Brust schlossen sich und die offenen Stellen an meinem Flügel ebenso, trotzdem hing er weiter herunter denn die Sehnen konnte er nicht heilen. Ich würde sehr lange nicht fliegen können.
Endlich konnte ich mich los reißen und sprang einen Meter zurück, in einer fließenden Bewegung zog ich mein Schwert und hielt es zwischen und. Als würde es als Abstandhalter dienen und genau das war es für mich auch.
Mein Atem ging stosweise, Schweißperlen rannen über meine Brust. Immer noch spannte meine Hose schmerzhaft und mir war heiß. Diese heftige Reaktion erschreckte mich, wie ein Mantra wiederholte ich in meinem Kopf die Worte Es sind nicht meine Gefühle . Ich fühlte mich als wäre ich am Anfang meiner Ausbildung und könnte meine Kräfte noch nicht kontrollieren. Was hast du getan. verzweifelt sah ich meinen Gegenüber an und kämpfte sogar mit den Tränen. Ich bin ein Kreuzritter, rief ich nun wütend und sah ihn aus leuchtend blauen Augen an. Ich zitterte.

Timo hatte es sichtlich Mühe gekostet, die Heilmagie aufrecht zu erhalten. Deswegen verlor er auch fast das Gleichgewicht, als Eros derart heftig zurück wich. Gerade noch konnte Timo seinen Körper in die Gegenrichtung lenken, da er wohl sonst von Eros Schwert aufgespießt worden wäre. Jedoch plumpste Timo nun wieder den Po voran zu Boden. Kreuzritter? Empfindliches Waschweib trifft es eher. Sei lieber dankbar dass dir ein niederer Engel die Heilung abnimmt. inzwischen hatte Timo sichbgenuf gefangen um die vom Gesicht nehmen zu können. Woher sollte er auch wissen, dass Eros gerade seine Erregung wie einen Faustschlag ins Gesicht abbekommen hatte? Timo blinzelte zu Eros auf, oder wollte es viel mehr. Doch sein Blick blieb an der Ausbuchtung von Eros Hose hängen. Prompt verabschiedete sich sichtlich jeglicher Verstand und eine zarte Röte begann Timos Wangen zum glühen zu bringen. Oh.. Mehr brachte Timo nicht heraus. Statt dessen begann ein lockendes Lächeln seine Lippen zu um spielen, ehe doch wieder mehr Worte aus seinem Hinterkopf das Sprachsystem im Gehirn aktivierten. Zumindest schien es dir gefallen zu haben. Ein zartes Gurren schwang in Timos Stimme mit, während er nun zu Eros aufsah.

Die Wut lorderte heiß und tilgte jedes andere Gefühl. Die Erektion verschwand und ich sprang nach vorne. Schnell zog ich die imaginären Mauern und hielt dem Engel mein Schwert dicht an die Kehle. Er sah aus als würde ihm mein Anblick mehr gefallen als es sollte, Nein es gefällt mir nicht, ich bin ein Empath , fauchte ich. Ich kann mich selbst heilen, es hatte einen Grund weshalb ich es nicht getan habe . Immer noch zitterte ich leicht, was man an der vibrierenden Schwertspitze sehen konnte.
Wer bist du überhaup, fragte ich misstrauisch. Die Erinnerung an das Gefühl kroch meinen Nacken hoch und verursachte eine unangenehme Gänsehaut. Das war so ein Problem mit Gefühl, auch wenn sie von anderen kamen war es so als fühle ich es selbst. Also war auch die Erinnerung daran so als wäre es meins gewesen. Ich hatte mich bis jetzt nie gefragt ob ich auch auf Männer stand, hatte es immer einfach angenommen,
Wütend über mich selbst schüttelte ich den Kopf um den Gedanken loszuwerden und starrte dann den Engel weiter aus hellen blauen Augen an.

Beleidigt zog Timo eine Schmollschnute als die Ausbuchtung in der Hose von Eros verschwand. Spielverderber.. entfuhr es ihm leise, ehe die Spitze von Eros Schwert nur Millimeter vor Timos Kehle stoppte. Mit einem leisen Gurren drückte er das zitternde Schwert zur Seite. Ein feiner Kreuzritter seid ihr, der einem unbewaffneten Artgenossen mit dem Schwert bedroht. Ihr habt wohl die Lektion verschlafen, in welcher gepredigt wurde, dass sowas unehrenhaft ist. Schalk tanzte nun in Timos Augen ehe er wie betroffen die Hände auf Höhe seines Herzens an die eigene Brust drückte. Also JETZT bin ich beleidigt. Ich dachte immer, mein Ruf eilt mir Meilen voraus! Es waren die Worte von Timos Vater am Schluss, welche Timo lediglich wiederholte. Kann er sich nicht endlich etwas hässliches drüber ziehen?! Ich explodiere hier sonst noch! Während der Gedanken rutschte Timo hin und her, sich durchaus bewusst das Eros sein Zustand nicht verborgen bleiben würde.

Ich stieß zitternd die Luft aus. Der Engel hatte recht, es war nicht ehrenhaft und Ehre ging über alles. Nach einem kurzen zögern steckte ich das schwer neben das zweite auf meinem Rücken zwischen den Flügeln und stieß erneut die Luft aus. Meine Hand fuhr zitternd durch mein kurzes Haar, dadurch rutschte die Kapuze herunter. Ich ließ sie so und senkte die Hand neben meinen Körper, du hast einen schlechten Zeitpunkt erwischt . Sagte ich trocken und kniff die Augen zusammen. Er kam mir jetzt, wo ich darüber nach dachte tatsächlich bekannt vor. Da er immer noch auf dem Boden saß kniete ich mich vor ihn, die Erkenntnis zupfte an meinem Bewusstsein. Ha du bist ein Cupido, hab ich recht , rief ich dann plötzlich. Sein Bogen hatte ihn verraten, ganz sicher war ich allerdings trotzdem nicht. Ich hatte erst ein Mal einen gesehen und das war nicht so klimpflich abgelaufen. Deswegen betrachtete ich ihn weiter skeptisch, Cupids waren mir nicht geheuer. Ich mochte es nicht Gefühle aufgezwungen zu bekommen. Ich hatte genug damit zutun meine Fähigkeit zu kontrollieren, da konnte ich sowas nicht gebrauchen. Was machst du hier? , fragte ich misstrauisch und stutzte meine Arme auf die Knie.

Dem Burschen war Timos Zustand offenbar gleichgültig, was wie eine kalte Dusche wirkte. Trotzig schob er die Unterlippe vor. Verdammt, dabei sieht er echt heiß aus. versonnen betrachtete Timo Eros eine Weile schweigend, ehe er seine rechte Hand hob und einfach mit der Spitze des Zeigefingers unter Eros Kinn entlang strich. Nur vom Namen her.. Antwortete Timo dann, wieder ein lockendes Gurren in der Stimme. Ich kann dich beruhigen. Meine Pfeile vergeben keine Liebe. Timo hatte in der Nähe ein Mäusepärchen entdeckt, welches neben einem Stück Speck saß und sich gegenseitig putzte. Timo zog einen Pfeil aus seinem Köcher, dessen Spitze Sekunden später in giftiges, gelbes Licht gehüllt war. Sachte piekste er mit der Spitze dem Mäuserich in den Po, welchem man geradezu zu sehen konnte wie der Neid um das Futter in dem kleinen Herzen wuchs. Im nächsten Moment kämpften die beiden Mäuse. Mit einer der Gründe warum ich hier bin.. Timo sah zur Kirche und seufzte dann theatralisch.

Ich knurrte fast, hör auf damit, das klappt nicht noch mal. Meine Schilde sind hoch genug . Mit einer lösen Bewegung wischte ich seine Finger weg. Als würde ich eine lästige Fliege verscheuchen.
Als er erklärte, dass er keine Liebe verteilte entspannte ich mich etwas und sah dann neugierig zu seinen Pfeilen. So viel ich wusste, war das die Aufgabe der Cupidos.
Als Timo einen Pfeil zog wäre ich beinah zurück gezuckt, aber ich riss mich zusammen und beobachtete interessiert was passierte.
Die Meisen kämpften und ich zog eine Augenbraue hoch, Neid . Stellte ich fest ohne eine Antwort zu erwarten.
Seufzend stemmte ich mich hoch, klopfte imaginären Staub von meinem Mantel und hielt ihm eine Hand entgegen um ihm aufzuhelfen. Wie heißt du? , fragte ich nun ohne Wut in der Stimme.

Timo zog erneut eine Schmollschnute und patschte dann die hin gehaltene Hand einfach zur Seite. Danke, aber ich kann allein aufstehen. Ja, Timo war nun wirklich trotzig, wie ein kleines Kind. Wippelnd richtete er sich wieder auf und wackelte dabei derart mit den Flügeln, dass man die erst vor kurzem frisch aufgetragenen gelben Farbspuren erkennen konnte. Egal wie sehr Timo sich auch streckte, Eros war und blieb größer und konnte problemlos auf Timo herab blicken. Ti Amo Cupido Wie immer stellte sich Timo darauf ein, dass sein gegenüber ihn auslachen oder verächtlich ansehen würde. Das erkannte man an dem inzwischen kalt gewordenen Blick.